Ja, diese Frage habe ich mir öfters schon gestellt. Denn ein ganzes Buch zu illustrieren, das war schon länger ein insgeheimer Traum von mir. Über den Gestaltungsprozess und welche Schritte nacheinander zu tun sind habe ich mich immer mal wieder informiert, da ich das nicht gelernt habe. Aber am Anfang sollte eine Geschichte vorhanden sein, die es wert ist in Bilder verpackt zu werden. Ganz ehrlich? Texten ist nicht meine Stärke, deshalb bin ich über den Schritt bisher nicht drüber hinaus gekommen.
Und nun liegt vor mir ein von mir illustriertes Buch und ich bin immer noch ganz verzückt wie dieses Projekt entstanden ist und welche Türen sich hier für mich geöffnet haben.
Aber ganz von vorn. Anfang 2021 habe ich eine Anfrage bekommen von einer Autorin aus Berlin (Anna Koppri), ob ich mir vorstellen könnte, ihre Geschichte über Sternenkinder zu illustrieren. Meinen Kontakt hatte sie von einer Freundin (Sophie Kröher), die mich weiter empfohlen hatte. Sophie hat schon selbst ein autobiographisches Buch zur Thematik der stillen Geburt geschrieben und lässt darin auch viele andere Frauen über ihre Schicksale berichten.
Da ich in einem kleinen Handwerksbetrieb arbeite und zusätzlich selbstständig bin, musste das ganze natürlich vereinbar sein. Weiterhin hatte ich kein Portfolio vorzuweisen was zeigen könnte, dass ich in der Lage bin ein gesamtes Buch durchzuillustrieren und natürlich war die Thematik auch keine einfache. Also alles eher Punkte die nicht dafür sprachen.
Das Ganze überstieg mein menschliches Denken und deshalb hab ich ganz bewusst diese Entscheidung in Gottes Hände gelegt. Ich habe auf Arbeit gefragt, ob ich für eine Weile weniger Stunden arbeiten könnte, damit ich Zeit für ein solches Projekt hab. Dort ist es etwas abhängig von der Saison ob viel anliegt oder nicht. Da ich darüber noch keine Infos hatte, war abgesprochen, dass, wenn ich tatsächlich das Angebot bekomme, wir dann noch einmal schauen ob es machbar ist.
Und so hab ich Gott all meine Unfähigkeiten und Hindernisse präsentiert. Wenn er mich für fähig hält, dann soll er mir Türen öffnen und wenn nicht, dann ist das einfach gerade (noch) nicht dran. Anna hat daraufhin verschiedene christliche Verlage angeschrieben, ihre Geschichte zugeschickt und mich als Illustratorin vorgeschlagen. Der Neukirchener Verlag war von der Geschichte sehr angetan und dann hatte ich lange Zeit nichts mehr gehört. Es war Sommer und mein Mann und ich hatten beschlossen, dass wir noch ein drittes Kind wollten. Es wurde Herbst und ich schwanger. Und dann kam der Anruf des Verlages, ob das noch aktuell ist, dass ich die Geschichte illustrieren möchte. Ui, da ist mir das Herz erstmal in die Hose gerutscht und der Mut hat mich verlassen. Jetzt kam zu all meinen Dingen, die dagegen sprachen auch noch dazu, dass ich mich in anderen Umständen mit der Thematik der stillen Geburt auseinander setzen müsste.
Ich hatte Bedenkzeit und konnte auf Arbeit nachfragen. Dort habe ich grünes Licht bekommen. Im Gebet konnte ich mit Gott klären, dass er mir zutraut, dass ich auch schwanger mit dem Thema umzugehen weiß. Und so hab ich JA gesagt. Mit einem großen Vertrauensvorschuss seitens des Verlages und einem starken Gott der mir Rückenhalt gegeben hat.
Das Manuskript kannte ich schon und die überarbeitete Version habe ich Anfang Dezember bekommen. Bis März 2022 hatte ich nun Zeit die Bilder zu malen. Nachdem ich mir einen Zeitplan erstellt hatte, wann was erledigt sein müsste, startete ich mit der Recherche zur Thematik. Dieses Projekt war leider nicht mein erster Berührungspunkt mit der Thematik. Auch wir hatten vor unserer ersten Tochter ein Kind sehr zeitig verloren (2. Monat). Und auch die Erlebnisse meiner Freundin Sophie hatten mich geprägt. Deshalb hat das in dieser Phase vieles in mir aufgewühlt und es sind auch etliche Tränen geflossen. Ab dem Zeitpunkt wo ich dann aber den Stift und später die Pinsel in die Hand genommen habe, stand der gestalterische Aspekt im Vordergrund und ich konnte die traurige Thematik eher ausblenden.
Nun will ich euch aber mal ein bisschen bildhafter zeigen, wie das Ganze von statten ging. Bis Ende Dezember wollte ich die Skizzen für alle Bilder mit grobem Bildaufbau und Textverteilung abgeschlossen haben.
Ich zeige euch exemplarisch mal an einer Doppelseite im Buch, wie das Ganze entstanden ist. Von der ersten Idee bis zur ausgereiften Skizze ging der Weg über viel Papier… Nach der Freigabe der groben Skizzen von Verlag und Autorin konnte ich die Skizzen weiter verfeinern. Das hat auch manchmal noch mehrere Schritte gebraucht. Oft bin ich auch zwischen analogem und digitalem Skizzieren hin und her gewechselt.
Mit Abschluss der Skizzenphase ging es dann endlich ans richtige Papier. Mit einem Leuchttablet habe ich meine Skizze aufs Papier übertragen und mit Aquarellfarben wurde Schicht für Schicht das Bild zum Leben erweckt. Die Details und Konturen habe ich mit Buntstiften gemalt. Erst dadurch bekommt das ganze Tiefe und wird lebendig.
Nach dem Einscannen korrigierte ich noch minimal in Photoshop kleine Dinge und konnte dann letztendlich alle Bilder gesamt an den Verlag schicken.
Nach mehreren Korrekturschleifen in denen Farbanpassungen, manche Elemente noch ergänzt oder verändert und Texte kontrolliert wurden, kann ich nun ein fertiges Buch in meinen Händen halten. Und ich bin stolz darauf. Gott hat mich durch diese Zeit getragen - ich durfte neue Fähigkeiten erlernen und über mich hinaus wachsen. Dafür bin ich sehr dankbar. Und zu aller Gnade kommt noch hinzu, dass ich ein gesundes Kind im Juni entbinden konnte. Umso mehr weiß ich nach der Arbeit an dem Buch, es wert zu schätzen, dass ich ein weiteres Kind hier auf Erden haben darf. Unverdiente Gnade und keineswegs selbstverständlich. Danke Gott.
Das Buch findet ihr übrigens auch in meinem Onlineshop.
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